Kopfstimme (1865)
Kopfstimme, voce di testa. Ein der menschlichen Stimme, hauptsächlich der Tenor-, nächstdem auch der Baritonstimme, eigenes Register, welches die älteren, namentlich italienischen Gesanglehrer und auch einzelne neuere Theoretiker, für einerlei mit Falsett nehmen. Tosi (Anleitung zur Singekunst mit Erläuterungen und Zusätzen von Agricola, S. 22) aber unterscheidet die Kopfstimme bereits ebenso wohl vom Falsett als auch von der Bruststimme, indem er sie wie auch die letztere für angeborene Varietäten, nicht für künstliche Modifikationen der natürlichen Stimme, wie das Falsett, ansieht. Nach seiner Angabe liegen Bruststimme und Kopfstimme fast ganz parallel, nur ist jene kräftiger, diese beweglicher und lässt die hohen Töne besser ansprechen, und das Falsett kann auf beide Anwendung finden. Liskovius erklärt die Kopfstimme für eine Mittelgattung zwischen Bruststimme und Falsett, zwischen der härteren Klangart der ersteren und der weicheren Klangart des letzteren die Mitte haltend. Bei Anwendung derselben sollen die Stimmbänder mehr als bei der Bruststimme und weniger als bei der Falsettstimme gespannt sein. Die Sänger und besonders die Tenoristen bedienen sich ihrer, um aus der Bruststimme in das Fistelregister überzugehen. Nach Merkel (Stimm- und Sprachorgan, S. 631ff) ist sie eine Fortsetzung der Bruststimme nach oben und wird zur Piano-Intonation der hohen Brusttöne gebraucht. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 499f]