Klangfarbe (1882)
Klangfarbe. Die verschiedenartige Klangfarbe der Töne unsrer Musikinstrumente erklärt sich, wie die Untersuchungen von Helmholtz ("Lehre von den Tonempfindungen" [1863]) festgestellt haben, in der Hauptsache aus der verschiedenartigen Zusammensetzung der Klänge, sofern manche Klänge (Glocken, Stäbe) ganz andere Beitöne haben als die für die Kunstmusik bevorzugten der Saiten- und Blasinstrumente, bei diesen aber die verschiedenartige Verstärkung resp. das Fehlen einzelner Töne der Obertonreihe eine ähnliche Veränderung bewirkt. Die verschiedenartigen Klangfarben der Menschenstimme hängen teilweise von der Beschaffenheit der Stimmbänder, teilweise von den Resonanzverhältnissen der Mund- und Nasenhöhle ab. Die zahllosen Abstufungen der Vokale sind ebenso viele verschiedenartige Klangfarben. Mit Recht betont indes Professor v. Schafhäutl ("Allgem. Musikal. Zeitung" 1879), dass auch das Material, aus welchem ein Musikinstrument gefertigt ist, von großem Einfluss auf die Klangfarbe ist, dass z. B. eine Trompete von Holz oder Pappe anders klingt als eine ganz gleich geformte von Metall. Diese Unterschiede der Klangfarbe nennt man Timbre. Hier spielen die Molekularschwingungen der Masse des Instruments eine große Rolle, was ja vom Resonanzboden der Saiteninstrumente her hinlänglich bekannt ist. Die Orgelbauer wissen schon lange, dass es nicht nur im Preis und der äußeren Schönheit ein Unterschied ist, ob sie die Prinzipalpfeifen aus Zinn oder Blei oder die Aufsätze der Zungenpfeifen aus Zink oder Blech verfertigen. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 457f]