Cantate (1840)
Cantate [heutige Schreibweise: Kantate], eine Musikgattung italienischen Ursprungs, die sich aus den ehemals gebräuchlichen Madrigalen (siehe dort) entwickelt hat und zuerst in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts vorkommt. Die Kantate ist ein lyrischer Dialog, ein Singstück mit Instrumentalbegleitung, in welchem ein Fortgang und Wechsel von Betrachtungen und Empfindungen ausgedrückt wird und vom Tonsetzer alle verschiedenen Arten Gesangstücke, Rezitative, Arien, Duette, Chöre usw. abwechselnd angebracht werden können. Sie zerfällt, nach dem zum Grunde liegenden Stoff, in weltliche und geistliche. Gegenstände der ersteren sind anziehende Naturszenen, moralische Betrachtungen, Veranlassungen aus dem menschlichen Leben (Gelegenheits-Kantaten). Sie kann aus mehreren Sätzen eines ausgeführten ernsten Gedankens bestehen und eine Wahrheit episch darstellend mit lyrischem Wechsel abhandeln.
Die geistliche Kantate unterscheidet sich vom Oratorium durch ihren geringeren Umfang, durch ihren Mangel an eigentlicher Handlung, selbst bei vorhandener dialogischer Form, da sie, wie schon bemerkt, mehr Betrachtung über einen gewissen Gegenstand ist; ferner also dadurch, dass die Sänger nicht als Darsteller benannter, sondern höchstens allegorischer Personen auftreten.
Die Kantate trat bei den Protestanten ursprünglich an die Stelle der Messe, welche durch die Reformation ihre Bedeutung verloren hatte. Noch vor dreißig Jahren [Anfang des 19. Jahrhunderts] wurden allgemein in protestantischen Kirchen sonntäglich ganze Jahrgänge von Bach, Homilius u. a. aufgeführt. Als Kantaten-Komponisten sind Händel, Jos. Haydn, Rolle, Wolf, Schuster, B. A. Weber, C. M. v. Weber, Winter, A. Romberg zu den vorzüglichsten zu zählen. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 58f]