Musiklexikon: Was bedeutet Kanoniker?

Canoniker (1865)

Canoniker [heutige Schreibweise: Kanoniker] (canonici), ein Name der Pythagoräer, das heißt, der den Lehren des Pythagoras anhängenden griechischen Musiktheoretiker, welche gleich ihm behaupteten, dass ein vollkommener Zusammenhang der Töne untereinander nur allein mit Hilfe der Kanonik oder mathematischen Klanglehre aufgefunden werden könne. Bei Beurteilung von Tonverhältnissen trauten sie mehr den Messungen am Monochord und der Berechnung als dem Ohre. Ihnen gegenüber standen die Musici oder Harmonici, nämlich die speziell so genannte Sekte des Aristoxenus, welche die Messungen und Rechnungen der Canonici verwarfen und nur auf das Ohr und dessen Erfahrungen sich beriefen, nach dieser Richtung aber ebenso gut zu weit gingen wie die Kanoniker nach der ihrigen. Überdies rechneten auch die Aristoxener, da sie keineswegs nur als praktische, sondern auch als wissenschaftliche Musiker gelten wollten, kaum weniger als die Pythagoräer, wenn auch auf andere Art. Siehe Forkel, Gesch. I. 360. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 134]

Kanonik, Kanoniker (1840)

Kanonik. Wie die Akustik die physikalische Klanglehre, ist die Kanonik die mathematische, die Einteilungslehre der Töne (als bestimmter Größen) nach ihrem äußeren Maß und Verhältnis, vermittelst arithmetischer Berechnungen. Durch diese Wissenschaft konnte das Material der Tonkunst ausgebildet, geordnet, in Zusammenhang gebracht und das bis dahin sehr unvollkommene Tonsystem berichtigt werden. Auch wendet sie ihre Lehren in Verbindung mit dem physikalischen Teile der allgemeinen Akustik auf den Instrumentenbau an. Einiges daraus, so viel der Raum erlaubt, siehe unter Verhältnisse.

Pythagoras soll den Grund zu dieser Wissenschaft gelegt haben, daher hießen seine Anhänger hinsichtlich der Theorie Kanoniker (Canonici), welche, im Gegensatz zu den Harmonikern [Harmonici], bei Berichtigung des Tonsystems nicht das Ohr, sondern die Berechnung als Norm aufstellten. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 247]

Canoniker (1807)

Canoniker [Kanoniker]. Die Tonlehrer teilten sich bei den alten Griechen in zwei besondere Schulen: Die Anhänger der einen, an deren Spitze Pythagoras stand, behaupteten, dass der Zusammenhang der Töne untereinander nur allein durch Hilfe der mathematischen Klanglehre, der Canonik [Kanonik], erhalten werden könne; und diese nannte man Canoniker [Kanoniker]. Die Anhänger der anderen Schule hingegen hatten die Meinung des Aristoxen angenommen, dass nämlich bloß das Ohr der Schiedsrichter bei der Einrichtung oder Berichtigung eines Tonsystems sein könne; und diese wurden Harmoniker genannt. [Koch Handwörterbuch Musik 1807, 71]