Intermedien (1829)
Intermedien (Intermezzi) nannte man die zu Ende des 16. Jahrhunderts in Italien aufgekommenen musikalischen Zwischenaktsunterhaltungen für Aufführungen von Schauspielen. Berühmte Intermedien sind die 1588 zur Vermählung Ferdinands von Medici mit Christine von Lothringen in Florenz aufgeführten, an denen Christ. Malvezzi, Em. del Cavaliere, Luca Marenzio und Conte Bardi als Komponisten beteiligt waren. In diesen kommen zwar bereits Stücke für nur eine Singstimme mit Instrumenten vor; doch waren diese und andere früheste Intermedien wie auch die sie zeitweilig ablösenden Instrumentalvorträge nicht im monodischen Stile des nachherigen Florentiner Musikdramas, sondern im Madrigalstil geschrieben ("Pseudo-Monodien"). Nach 1600 sind aber eine ganze Reihe richtiger kleiner Opern nachweisbar, die ebenfalls noch als Intermedien bruchstückweise zwischen die Akte eines Dramas eingeschoben wurden (D. Bellis Orfeo dolente 1616 (Intermedien zu Tassos Aminta), Boschetto-Boschettis Strali d'amore 1616, Vernizzis Ulisse e Circe 1619 (in Branchis Alteo) usw.). Später schaltete man Intermedien auch in seriöse Opern ein (eine Sammlung solcher Intermedien erschien 1723 in Amsterdam im Druck).
Anfänglich hingen die Intermedien der verschiedenen Akte nicht miteinander zusammen, sondern jedes behandelte ein anderes meist mythologisches Motiv. Allmählich entwickelte sich aus den Intermedien ein Intermedium, d. h. eine im Kontrast zur Handlung des Hauptstücks mehr oder weniger scherzhaft behandelte zweite Handlung, die sich umschichtig mit jener stückweise abspielte. Da die Normalzahl der Akte einer Oper drei war, sind solche Intermedien alle zweiaktig: eine Einteilung, die sich noch bis zu Mozarts Don Giovanni und Figaro (2 mal 2 Akte) verfolgen lässt. Der nächste Schritt war die Lostrennung dieser allmählich erwachsenen scherzhaften kleinen Oper aus der unnatürlichen Verstrickung mit einer seriösen. Ein solches Intermedium war eigentlich Pergolesis La serva padrona, mit welcher die Opera buffa ihren Siegeszug durch die Welt antrat. In Spanien, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, entbehrte keine Komödienaufführung musikalischer Intermedien, die man als Tonadillas (siehe dort) bezeichnete. Später trat im Drama das Ballettdivertissement an Stelle des Intermezzos.
Heute [um 1930] sind wir streng in Bezug auf Stilreinheit der Intermedien und des Hauptstücks, und die einzige Form, in der die Intermedien noch existieren (im Drama), ist die der eingelegten Ballette und Zwischenaktsmusiken bzw. Musikstücke bei offener Szene (Abendmusik im Kaufmann von Venedig, das allegorische Festspiel im Sturm Shakespeares, Intermedien in Mascagnis Cavalleria usw.). [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 809]