Musiklexikon: Was bedeutet Breitkopf und Härtel?

Breitkopf & Härtel (1840)

Breitkopf & Härtel, bedeutende Musik- und Buchhandlung, Buchdruckerei und Steindruckerei. Dieses alte Etablissement schlummerte eine Zeit lang, zeigt sich jedoch jetzt [um 1840] unter Leitung des Herrn Florenz Härtel wieder in seiner angeerbten Würde und Kraft. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 51]

Breitkopf und Härtel (1882)

Breitkopf und Härtel, hochbedeutende musikal. Verlagsfirma zu Leipzig, wurde 1719 durch Bernhard Christoph Breitkopf aus Klausthal im Harz (geb. 2 März 1695) als Buchdruckerei gegründet. Sein Sohn Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, geb. 23. Nov. 1719, trat 1745 in das Geschäft, das von 1765 ab B. C. Breitkopf u. Sohn firmierte und bereits eine solche Ausdehnung gewonnen hatte, dass das Haus "zum goldnen Bären" nicht mehr ausreichte und durch Ankauf des "silbernen Bären" eine Erweiterung geschaffen werden musste. Als der Vater 26. März 1777 starb, wurde Immanuel Breitkopf alleiniger Geschäftserbe. Dessen Name hat in der Geschichte des Musikdrucks einen bedeutsamen Klang, denn er war es, der Petruccis Erfindung des Notentypendrucks zeitgemäß erneuerte (vgl. Notendruck). Obgleich seine Neuerfindung, die übrigens mit Fug als eine neue Erfindung bezeichnet werden darf, bald Nachahmer fand, so kam doch ihr Segen hauptsächlich ihm selbst zu Gute. Auch der Musikalienhandel erhielt durch ihn einen großartigen Aufschwung, da er ein umfassendes Lager handschriftlicher und gedruckter Musikalien und Bücher über Musik anlegte und gedruckte Kataloge ausgab. Er schrieb auch: "Versuch, den Ursprung der Spielkarten, die Einführung des Leinenpapiers und den Anfang der Holzschneidekunst in Europa zu erforschen" (1784); "Über Schriftgießerei und Stempelschneiderei"; "Über Bibliographie und Bibliophilie" (1793). Nach seinem Tod ( 28. Jan. 1794) übernahm sein Sohn Christoph Gottlob Breitkopf, geb. 22. Sept. 1750, das Geschäft, überließ es aber bald gänzlich seinem Freund, Associé und Erben G. C. Härtel und starb schon 7. April 1800. -

Gottfried Christoph Härtel war 27. Jan. 1763 zu Schneeberg geboren; mit seinem Eintritt wurde die Firma in Breitkopf und Härtel umgewandelt. Er erweiterte den Geschäftsbetrieb durch eine Pianofortefabrik, die bald zu außerordentlichem Renommee gelangte, gab seit Oktober 1798 die "Allgemeine Musikalische Zeitung" heraus (die erste zu dauernder Bedeutung gelangte Musikzeitung), veranstaltete Gesamtausgaben der Werke Mozarts und Haydns u. a., führte den Zinnplattendruck ein und verband sich 1805 mit dem Erfinder der Lithographie (Senefelder) zur Einführung der Lithographie für den Druck der Titel. Er starb 25. Juli 1827. Zunächst führte sein Neffe Florenz Härtel das Geschäft für die Erben fort, bis 1835 der älteste Sohn Gottfrieds, Hermann Härtel, geb. 27. April 1803, Chef wurde; sein Bruder Raimund, geb. 9. Juni 1810, teilte sich mit ihm in die Oberleitung. Diese beiden Männer, welche lange an der Spitze des Leipziger Buchhandels gestanden haben, hielten die guten Traditionen des Hauses hoch und verschafften demselben ein noch größeres Ansehen. Monumentale kritische Gesamtausgaben der Werke Beethovens, Mozarts und Mendelssohns sind ihr Verdienst; die Ausgaben der Händel-Gesellschaft und Bach-Gesellschaft sind bei ihnen gestochen und gedruckt. Der Verlag hat die Höhe von nahezu 16.000 Nummern erreicht. Neuerlich haben Breitkopf und Härtel auch eine billige Klassikerausabe (Volksausgabe) unternommen, die sih unter ihresgleichen sehr vorteilhaft auszeichnet. Besonders aber hat sich der Bücherverlag unter ihrer Geschäftsleitung außerordentlich erweitert. Nach dem Tod Hermann Härtels (4. Aug. 1875) und dem Austritt seines Bruders Raimund (1880) haben die Söhne ihrer beiden Schwestern, Wilhelm Volkmann (Sohn des Hallenser Physiologen) und Dr. Oskar Hafe (Sohn des Jenaer Kirchenhistorikers), jetzt die Verwaltung des Geschäfts allein übernommen. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 127f]