Arie (1882)
Arie (italienisch: aria, französisch: air), ein Gesangstück von bestimmt ausgeprägter Form, das vorwiegend für Solostimmen mit Begleitung berechnet ist; doch sind auch Chorarien ohne Begleitung geschrieben worden.
Ihre Entstehung und besondere Gestaltung verdankt auch diese Form einem besondern Inhalt, der mit gleicher Notwendigkeit in keiner anderen zur Erscheinung kommt. Sie entwickelte sich zunächst auf dramatischem Gebiete innerhalb der Oper und des Kirchenkonzertes. Als Ausdruck der Einzelempfindung knüpft sie zunächst an das Lied an. Allein der veränderten Bedeutung entsprechend, die jetzt [um 1880] dieser Ausdruck gewinnt, muss die knappe Gliederung des Liedes aufgegeben werden. Die Empfindung wird jetzt personifiziert und muss sich in breiterer Form darlegen. Die knappe Form des Liedes wird daher zunächst mehr motettenmäßig erweitert. Während beim Lied die Zweiteiligkeit vorwiegt, wird die Arie zur Dreiteiligkeit erweitert und diese ist dann von den großen Meistern zugleich mit allem Reichtum der Mittel des dramatischen Ausdrucks ausgestattet worden. So entsteht auch die Bravourarie, welche durch reiches und brillantes Figurenwerk geschmückt ist, um die ganze Partie auch äußerlich vor den anderen auszuzeichnen, mit deren Ausführung der Sänger seine Kunstfertigkeit darlegen kann.
Die Bedeutung der Arie mit ihren verschiedenen Formen ist erst im Zusammenhang mit den anderen dramatischen Formen in Oper und Oratorium darzulegen. [Reissmann Handlexikon 1882, 23]