Virdung, Sebastian (1879)

Virdung, Sebastian, Priester und Organist, war zu Bamberg in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts geboren und lebte im Anfange des 16. Jahrhunderts in Basel, wo er ein Buch verfasste und drucken ließ, welches jetzt zu den Raritäten gehört, da es nur noch in wenigen Bibliotheken (auf der Königl. Bibliothek in Berlin und der Kaiserl. zu Wien) zu finden ist. Es hat den Titel: "Musica getutscht vnd ausgezogen durch Sebastianum Virdung, Priesters von Arenburg [sic] vnd alles Gesang auss den noten in tabulaturen dieser benamten dreyer instrumenten, der Orgelen vnd der Lauten, der Flöten, transferiren zu lernen. Kürzlich gemacht zu ehren der hochwürdigsten hochgebornen Fürsten und Herren: Herr Wilhlemen Bischove zu Strassburg seinem gnädigen Herren" (Basel, 1511, klein in 4° obl., 14 Blätter nicht paginiert, aber mit Zeichen versehen).

Das Buch ist dem Bischof Wilhelm von Strassburg zugeeignet und man erfährt Blatt C. II, dass Johann von Suzato, Doctor der Medicin und gelehrter Musiker, der Lehrer Virdungs war. In der Dedication selbst liest man, dass der Bischof 1510 von Virdung verlangt hatte, dass er ihm das "Gedicht der deutschen Musika", dessen Verfasser er war, schicken möchte. Außerdem bittet er, ihn in Kenntnis zu setzen, wann seine musikalische Abhandlung beendet und veröffentlicht sein wird. Virdung antwortet ihm hierauf, um die großen Kosten zu vermeiden, er entschlossen sei, das große Werk jetzt nicht zu drucken, sondern nur diesen Auszug, um seinen Freund Andreas Silvanus zufrieden zu stellen. Weshalb er den Bischof ersucht, ebenfalls bis zum Erscheinen des großen Werkes Geduld zu haben. Dies erschien jedoch nicht.

Die vorhandene Arbeit besteht in einem Dialog zwischen dem Autor und Silvanus und beginnt mit der Beschreibung der Tasten-Instrumente, als: Clavichord, Virginal, Clavier und Clavicitherium, dann folgt die Beschreibung der übrigen Instrumente, welche zur Zeit de Autors im Gebrauche waren, nebst Abbildungen derselben im Holzschnitt, und hierauf die derjenigen, von denen in dem vorgesetzten Briefe von Jerôme zu Dardauus die Rede ist. Im folgenden Abschnitt beschreibt er das Clavier, die Orgel und das Clavichord nach Umfang und Behandlung und erläutert die Tabulatur. Umständlicher verbreitet er sich über die Kunst, die Laute, die Flöte und das Clavichord zu spielen. Hierbei sei bemerkt, dass Arnold Schlick dem Virdung über diese Regeln, die Laute zu spielen, heftige Vorwürfe macht, in der gereimten Vorrede seines Buches "Tabulatur etlicher Lobgesang" (Mainz, 1512), siehe Schlick, Arnold.

Der größte Teil der Virdungschen Arbeit ist in den beiden ersten Büchern der "Musurgia" von Nachtigal in lateinischer Übersetzung enthalten. Auf der Münchener Bibliothek befindet sich eine sehr seltene Sammlung "Teutsche Lieder mit vier Stimmen von verschiedenen Authoren" (Mentz/Mainz durch Peter Schoeffer, 1513, in 8° obl.), in welcher vier vierstimmige deutsche Gesänge von Sebastian Virdung enthalten sind. Sie bilden die Nrn. 48, 49, 52 und 54. Die übrigen Kompositionen sind von Georg Brack, K. Eitelwein, Fuchswild, Andreas Graw, Malchier, Malchiuger, Georg Schoenfelder, Jos. Sies und M. Wolf. [Mendel/Reissmann Musikalisches Lexikon 1879, 112f]