Variationen, Variazioni (1882)

Variationen, Variazioni (Tema con Variazioni), heißen bekanntlich die veränderten Darstellungen eines meist einfachen, in Form des Liedes oder Tanzes gehaltenen Satzes. Der zu variierende Satz heißt Thema; er unterscheidet sich von dem Motiv, das bei den fugierten Sätzen auch Thema heißt, dadurch, dass er ein für sich bestehendes Tonstück ist, das sich selbst ausspricht in vollster Verständlichkeit, auch ohne die Variationen. Das Motiv ist zwar gleichfalls nicht inhaltslos, namentlich als Fugenthema muss es einen bedeutsamen Gedanken aussprechen, allein dieser kommt doch erst ganz und vollständig in der dialektischen Entwickelung, in der Verarbeitung zur Fuge zur Erscheinung. Das Thema der Variationen legt seinen Inhalt auch ohne sie vollständig dar, dieser erlangt durch sie nur eine allseitigere Beleuchtung und demnach allerdings auch eine Vertiefung. Es ist klar, dass dies nicht in einer Variation erreicht werden kann und so wird das Thema mit Variationen zu einer besonderen Kunstform, welche sowohl für sich, als auch als Teil einer größeren Form stehen kann. [Reissmann Handlexikon 1882, 584]