Thebanische Harfe (1802)

thebanische Harfe (nach Forkel)

"Die thebanische Harfe mit dreyzehen Saiten", Abb. aus [Forkel 1788]. Eingezeichnet sind nur 12 Saiten - in [Welcker 1855] findet sich eine Nachzeichnung, dort mit 13 Saiten.

Thebanische Harfe. Ein Instrument, welches wegen einer Mutmaßung, das Alter der Künste in Ägypten betreffend, merkwürdig ist. James Bruce entdeckte in einer Höhle hinter den Ruinen des ägyptischen Thebens ein sich auf die Tonkunst beziehendes Fresko-Gemälde, von welchem er, so wie überhaupt von dem Zustand der Musik in Abyssinien, dem Doctor Burney zu London in einem Briefe Nachricht gab.(*) Das Gemälde stellt einen Mann vor, der auf einer zierlichen [verzierten] Harfe mit 13 Saiten spielt, welche die nämliche Gestalt und Größe wie unsere Harfe hat, nur mit dem Unterschiede, dass ihr das vordere Holz mangelte, welches mit der tiefsten Saite gleich läuft und dem Arme zur Unterstützung dient, in welchem die Wirbel der Saiten befindlich sind. Die geschmackvolle Form dieses Instrumentes sowie die künstliche [künstlerische] Darstellung der Figur, die es zu spielen scheint, und das hohe Altertum dieses Gemäldes, welches älter ist, als alle Nachrichten, die von dem Zustande der Musik der alten Ägypter und von ihren Instrumenten übrig geblieben sind, werden deswegen sehr merkwürdig, weil sich daraus mit vieler Wahrscheinlichkeit vermuten lässt, dass verschiedene der schönen Künste in Ägypten in einem weit höheren Alter und in größerer Vollkommenheit geblüht haben müssen, als in dem späteren Zeitraume, von dem man gemeiniglich glaubt, dass sie daselbst erst erfunden worden sind.

(*) Man findet diesen Brief ins Deutsche übersetzt in des Herrn Musikdirektor Forkels allg. Geschichte der Musik, T. 1, Seite 85 bis 90.

[Koch Musikalisches Lexikon 1802, 1526f]