Saiten (1802)
Saiten. Die Erfindung, durch die Schwingungen aufgespannter Schnuren oder ausgetrockneter Därmer [sic] oder Sehnen von toten Tieren Töne hervorzubringen, verliert sich in dem grauesten Altertume der Vorzeit. Die wahrscheinlichste Veranlassung zu dieser Erfindung ist schon in dem Artikel Lyra angezeigt worden. Ohne Zweifel gaben diese schon bekannten Saiten in der Folge auch die Veranlassung, sie von Metall zu verfertigen. Sowohl von den Darm- als [auch] Drahtsaiten ist in besonderen Artikeln das Notwendigste erinnert worden.
Hier ist aber nur noch zu bemerken, dass vor einigen Jahren der Bürger Baud zu Versailles die schon vorher bekannten und aus dem Gespinnste des Seidenwurmes verfertigten, aber zu einem guten Tone ganz unbrauchbaren Saiten vervollkommnet habe. Nach den ersten sich darüber verbreiteten Nachrichten sollten sie, ohne anderer Vorteile zu gedenken, ebenso wohlklingend und haltbarer sein, als die besten Darmsaiten. Die Sache machte so viel Aufsehen in Frankreich, dass das National-Institut für Musik dem bekannten Tonkünstler Gossec den Auftrag gab, den Wert dieser Saiten genau zu untersuchen. Man hat auch nicht unterlassen, davon einige Proben nach Deutschland kommen zu lassen. Das allgemeine Stillschweigen darüber lässt aber wenigstens vermuten, dass sie die erregte Erwartung nicht befriedigt haben. [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 1285f]