Ragtime (1929)

Ragtime (sprich: rägteim) heißt - im Gegensatz zu der in "straight time" verlaufenden - die synkopierte Musik, wie sie für die heutigen Gesellschaftstänze charakteristisch ist (vgl. Black Bottom, Blues, Charleston, Foxtrott). Das Urbild des Ragtime gibt die Musik der nordamerikanischen Neger [sic] (vgl. Jazz). Die frühesten Beispiele für Ragtime in der europäischen Musik finden sich denn auch in der Symphonie Aus der neuen Welt op. 95 und dem Streichquartett op. 96 (beide 1893) von Dvořák. Sie blieben ohne weitere Auswirkung. Erst seit Strawinskys Piano Rag music und Ragtime für 11 Instrumente (1918/19), mit denen auch die Bezeichnung Ragtime zum ersten Male in die europäische Kunstmusik übernommen sein dürfte, gewann der Ragtime breitere künstlerische Bedeutung. Vor allem das Jahr 1922 brachte dann die entscheidenden Auseinandersetzungen mit den im Ragtime gegebenen Anregungen, wie die Häufung von Beispielen in dem Jahre beweist (z. B. Darius Milhaud, 3 Rag Caprices, J. Wiéner, Sonatine Syncopée, Hindemith, Suite 1922, E. Schulhoff, Partita usw.). Seither ist das Prinzip des Ragtime, losgelöst von der Tanzmusik, in freiester Form als künstlerisches Ausdrucksmittel vielartig in der "Neuen Musik" angewendet worden. [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, ]