Prime (1877)
Prime, der erste Ton. Als Intervall wird die Prime in zwei Größen verwendet, als vollkommene und als übermäßige Prime. Die Bedeutung der vollkommenen [reinen] Prime als Intervall siehe Einklang. Dort ist nachgewiesen, dass, obgleich sie im Grunde kein Intervall, keinen Zwischenraum bezeichnet, doch im mehrstimmigen Satz die Bedeutung eines solchen gewinnt, den Gesetzen der Intervallenfortschreitung unterliegt. Die übermäßige Prime, das nächste Intervall derselben Stufe, der sogenannte kleine Halbton: c-cis, d-dis usw. im reinen Verhältnis von 25:24, in der Praxis indes etwas größer ausgeübt, wird als Intervall nur melodisch, als Durchgang, nicht auch als selbständiger Teil eines Akkords gebraucht. Selbst bei der vorsichtigsten Einführung wirkt der Zusammenklang der übermäßigen Prime mit dem Grundton zu herb, um anders als unter ganz besonderen Umständen von ihm Gebrauch zu machen.
[Mendel/Reissmann Musikalisches Lexikon 1877, 165]