Obertöne, Aliquottöne, Partialtöne, Teiltöne (1882)

Obertöne (Aliquottöne, Partialtöne, Teiltöne, französisch: Sons harmoniques) heißen die Töne, welche in ihrer Gesamtheit einen musikalischen Klang ausmachen. Zuerst aufgewiesen wurden sie von Mersenne, erklärt von Sauveur (1701), der auch schon ihre Bedeutung für die Erkenntnis der Prinzipien der Harmonik betonte; Rameau (1722) baute darauf sein musikalisches System.

Die Obertöne sind nicht ein Phänomen der Tonwahrnehmung, d. h. sie existieren nicht nur in unseren Ohren, sondern haben reale Existenz wie die Töne, nach denen die Klänge benannt werden. Dass man sie früher nicht bemerkte oder nicht beachtete, findet seine Erklärung in dem Umstand, dass sie in den meisten Klangfarben viel schwächer sind als der Grundton (siehe Klangfarbe). Die mathematische Theorie erklärt die Notwendigkeit der Bildung der Obertöne dahin, dass es nicht möglich ist, klangfähige Körper in so regelmäßiger Weise in Schwingungen zu versetzen, dass sie nur einfache Pendelschwingungen machen; die bei der Klangerzeugung durch Streichen, Zupfen oder Anschlag einer Saite oder Anblasen einer Pfeife entstehende komplizierte Schwingungsform lässt sich mathematisch nur darstellen als Summe von Pendelschwingungen eines Grundtons und einer ins Endlose verlaufenden Reihe von Tönen, die (betreffs der Schwingungszahl) einfachen Vielfachen des Grundtons entsprechen. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 641]