Mixtur (1929)
Mixtur (lateinisch: Mixtura, Regula mixta, italienisch: Ripieno, Accordo, spanisch: Lleno, französisch und englisch: Mixture, Fourniture, doch französisch gewöhnlich Plein jeu, holländisch: Mixtuur), die gebräuchlichste aller gemischten Stimmen der Orgel, der Regel nach nur aus Oktaven und Quinten bestehend, manchmal aber auch eine Terz oder gar Septime enthaltend (z. B. steht in der großen Orgel im Kloster Oliva Mixtur sechsfach mit Terz und Septime).
Früher hatte man Mixturen mit einer großen Anzahl von Chören (Pfeifen), z. B. im Kloster Weingarten Mixtur 8-, 12-, 20- und 21-fach, in der Marienkirche zu Danzig (1585) Mixtur 24-fach usw. Natürlich war dann aber derselbe Ton durch mehrere Pfeifen vertreten. Jetzt [um 1930] nimmt man drei als das Minimum und sechs als das Maximum der Zahl der Pfeifen an. Auch solche Mixturen müssen schon in der Höhe repetieren d. h. für die höchsten Oktaven relativ tiefere Obertöne bringen als für die tieferen (Mixtur dreifach disponiert gewöhnlich c1 g1 c2 für die Taste C, dagegen für c1 nicht c3 g3 c4, sondern c2 g2 c3 usw.). Auch baut man vielfach Mixturen, die in der Tiefe und höchsten Höhe weniger Pfeifen haben als in der Mittellage.
Mixtur ist nur zu brauchen, wenn viele andre Stimmen gezogen sind, und zwar setzt sie, da sie meist als tiefsten Ton die Doppeloktave bringt (wenigstens für die tiefsten Töne), nicht nur Grundstimmen, sondern auch Oktavstimmen und Quintstimmen voraus.
Das Märchen, dass die Mixtur die älteste Stimme der Orgel sei, ist längst widerlegt. Dagegen ist es allerdings wahrscheinlich, dass noch im 12.-13. Jahrhundert die Orgeln keine verschiedenen Register hatten und daher sämtliche Pfeifen, die zu einer Taste gehörten, immer zugleich ansprachen. [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 1187]