Mensur (1877)
Mensur (Mensura), das Maß, kommt in verschiedener Bedeutung in Anwendung. So bezeichnet man damit einfach das Zeitmaß, den Wert der verschiedenen Notengattungen und die Alten nannten den aus Tönen von verschiedenem, genau gemessenem Zeitwert bestehenden Gesang Mensuralgesang und Mensuralmusik zum Unterschiede vom Cantus planus, dem aus gleichwertigen Tönen bestehenden Gesang.
Weiterhin begreift man unter Mensur das gemeinsame Maß, welches verschiedene Notengrößen zur Takteinheit zusammenfasst, bei den Franzosen heißt der Takt: la mesure.
Endlich versteht man darunter auch wohl das Tempo, das bestimmte Zeitmaß, nach welchem durch ein Tonstück oder einen Satz hindurch der Zeitwert der verschiedenen Notengattungen gemessen wird.
Mensur ist aber auch ein terminus technicus bei den Instrumentenmachern und bezeichnet das Verhältnis der Länge und Breite der Pfeifen. Bei den offenen Hauptflötenstimmen der Orgel, den Prinzipalstimmen, die eine Länge von 16, 8 oder 4 Fuß haben, enthält die Länge das Maß der Weite etwa 14 mal und das Verhältnis heißt Prinzipalmensur und ist grundleglich für die Orgel. Die übrigen Flötenstimmen sind enger oder weiter und heißen demnach von enger oder von weiter Mensur; jene, die engmensurierten sind etwa 15 bis 24 mal so lang als weit, die weitmensurierten nur 12 bis 14 mal. Auch auf die Saiten wendet man diese Bezeichnung an, und zwar in dem gleichen Sinne auf das Verhältnis der Länge, Stärke und Spannung zu der geforderten Tonhöhe. Saiten, die nicht in die richtige Tonhöhe gebracht werden können, sind falsch mensuriert. [Mendel/Reissmann Musikalisches Lexikon 1877, 127f]