Klangfigur (1865)
Klangfigur. Wenn man Platten (gewöhnlich gläserne) von verschiedener Form mit feinem Sand bestreut und dann durch Streichen mit einem Violinbogen zum Klingen bringt, ordnet sich der Sand, indem er von den schwingenden Flächen abgeworfen wird, auf den ruhig bleibenden Knotenlinien zu sehr mannigfaltigen Figuren, welche man, da sie gewissermaßen das Hörbare auch dem Auge veranschaulichen, Klangfiguren nennt.
Die verschiedenen Schwingungsarten, welche eine und dieselbe Scheibe annehmen kann, sind sehr zahlreich. Indem man sie immer an einem anderen Punkte, durch den eine Knotenlinie gehen soll, berührt, ändert sich, da die schwingenden Unterabteilungen immer andere werden, stets ihr Ton und mit diesem auch die Klangfigur. Einer bestimmten Klangfigur entspricht an derselben Platte stets nur ein und derselbe Ton, der um so höher wird, je näher die sich bildenden Knotenlinien aneinander liegen, je kleiner also die schwingenden Unterabteilungen werden. Der Strich des Bogens darf nicht auf eine Knotenlinie treffen, sondern muss stets in der Mitte einer freischwingenden Abteilung geschehen.
Entdecker und erster Erforscher der Gesetze, nach welchen die Klangfiguren sich bilden, war E. F. F. Chladni, um die Akustik bekanntlich hochverdient sowohl durch selbständige Forschung als auch durch die erste systematische Darstellung der Gesetze des Schalles. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 491]