Harmoniker (1929)

Harmoniker nennt man diejenigen Musiktheoretiker, welche direkt von der musikalischen Praxis ihren Ausgang nehmen und nicht von mathematischen Intervallbestimmungen, im Gegensatz zu den Kanonikern, welche das Umgekehrte tun. Bei den Griechen verkörperte sich die letztere Methode in der Schule des Pythagoras, die erstere in der des Aristoxenos. Aristoxener und Harmoniker sind daher identisch, ebenso Pythagoreer und Kanoniker.

Solche divergierende Richtungen hat es natürlich in der wissenschaftlichen Behandlung der Grundlagen der Musik immer gegeben; heute [um 1930] sind die Tonpsychologie und die Musikästhetik ähnliche Gegensätze, und als drittes steht zwischen ihnen die praktische Kunstlehre, die spezialtechnische Musikpädagogik. Alle drei haben gesonderte, reich entwickelte Literaturen. [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 708]