Fagott, Basson (1855)

Fagotte - frühe Formen

Fagotte - frühe Formen. Fig. 40 (links) und 41 aus [Welcker 1855]

Der Fagott, (Basson)* (de hautbois). Erfinder dieses herrlichen Bassinstruments war Alfranio, ein Canonicus zu Ferrara in Italien, ums Jahr 1539. Die ersten hatten ein Ansehen wie Fig. 40. Später machte man sie aus zwei miteinander verbundenen, nebeneinander hinlaufenden Holzröhren, in die acht Tonlöcher eingebohrt sind, darunter eins mit einer Klappe bedeckt, Fig. 41. An den neueren Instrumenten befinden sich jedoch zehn, und an den neuesten zwölf bis vierzehn mit Klappen bedeckte Tonlöcher für die chromatischen Töne. An der kürzeren Röhre, welche die Flügelröhre heißt, sind nur drei Tonlöcher für die linke Hand, welche an der daneben liegenden längeren Röhre noch ein Daumloch nebst den tiefen B- und D-, a- und c-Klappen mit dem Daumen, und mit dem kleinen Finger die tiefe Es- und kleine cis-Klappe zu regieren hat. An der längeren und dickeren Röhre hat die rechte Hand, außer den in gerader Linie eingebohrten drei Tonlöchern, mit dem kleinen Finger die b-, F- und Gis-Klappe, der Daumen, außer dem Daumloch, noch die große Fis-Klappe zu regieren.

Gerber gibt in seinem neuen Tonkünstler-Lexikon Siegmund Schnitzer, Instrumentenmacher in Nürnberg (starb 1578), als einen Meister an, der ganz vorzüglich gute Fagotte verfertigt habe, die er in Deutschland, Frankreich und Italien absetzte. In neuerer Zeit hat sich besonders Carl Almenröder um Verbesserung des Fagotts verdient gemacht. Er gab nämlich durch die Verlegung der Klappen und Tonlöcher den Tönen völlige Gleichheit und Reinheit. Bei Blasinstrumenten vertritt das Fagott die Stelle des Basses und Tenors; auch tritt er zuweilen im Solo hervor und dient bei Streichinstrumenten als Füllstimme. Virtuosen tragen die kunstvollsten Variationen darauf vor.

Der Tonumfang des gewöhnlichen Fagotts geht von Contra-B bis zweigestrichen es. Das Instrument wird durch eine Metallröhre angeblasen, die ein [liegendes] S bildet und auf ein Rohr aufgesteckt wird. In der Gegend, wo dieses Rohr im Instrument steckt, ist an der Seite ein ganz feines Löchelchen, einen dicken Nadelstich stark, welches dazu dient, den überflüssigen Wind abzulassen. […]

* Das italienische Wort "Fagotto" heißt auf deutsch "Bündel".
[Welcker von Gontershausen Magazin 1855, 137f]