Crescendo (1882)

Crescendo (italienisch, "wachsend"), an Tonstärke zunehmend. Im Orchester wird das Crescendo auf zweierlei Weise erzielt, erstens durch Hinzutreten von immer mehr Instrumenten und zweitens durch stärkeres Spiel der einzelnen Instrumente. Die Singstimme, die Blas- und Streichinstrumente haben das Crescendo völlig in der Gewalt und können den einzelnen Ton anschwellen. Dem Klavier fehlt die letztere Fähigkeit, und das Crescendo wird durch stärkeren Anschlag hervorgebracht.

Auch der Orgel fehlte früher das Crescendo ganz und konnte nur durch Anziehen von immer mehr Registern bewerkstelligt werden, was natürlich eine ruckweise Verstärkung ergibt. Diesem Übelstand hat man in neuerer Zeit auf zweierlei Weise abzuhelfen versucht:

  1. hat man eine oder ein paar zarte Stimmen in einen Kasten mit beweglichem Deckel eingeschlossen, der durch einen Pedaltritt regiert wurde (Schweller, Dachschweller, Jalousieschweller);
  2. eine sinnreiche mechanische Vorrichtung, welche durch einen Pedaltritt in Funktion gesetzt wird, bewirkt in einer bestimmten Reihenfolge den allmählichen Eintritt der Stimmen.

Ein wirkliches Crescendo, wie es das Orchester hervorbringen kann, ist aber der Orgel noch heute [um 1880] unmöglich und ist vielleicht auch für dieselbe nicht wünschenswert, da es dem Orgelton seine majestätische Leidenschaftslosigkeit nehmen und eine sentimentale oder pathetische Spielweise inaugurieren würde. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 183f]