Cantus durus (1840)

Cantus durus, Gesang in einer harten [Dur] Tonart, oder in der Tonart der Alten [des Mittelalters], die das große B [unser heutiges H] enthielt. Die Alten hatten in ihrem Tonsystem noch keine veränderliche oder abhängige Töne, und nur für das jetzige H zwei Saiten, nämlich die kleine b- und die große B-Saite. Kam in der Tonleiter letzterer vor, so wurde sie zu Anfang des Tonstücks mit dem sogenannten viereckigen B oder B quadrat, ♮, vorgezeichnet, und der Gesang hieß Cantus b duri oder Cantus durus; Cantus b mollis oder Cantus mollis hingegen, wenn die kleine b-Saite gebraucht wurde.

Ferner nannte man insbesondere Cantus durus eine Melodie, die sich mit dem Hexachorde des Tones g, d. h. in den Tönen g-a-h-c-d-e bewegte und bei welcher nach den Regeln der Solmisation (siehe dort) auf den Ton g die Silbe ut gesungen wurde. Bewegte sich die Melodie in dem Hexachord des Tones c, so dass auf c die Silbe ut fiel, so nannte man sie insbesondere Cantus naturalis. Vergleiche "Tonarten der Alten". [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 59]