Accord de sixte ajoutée (1865)
Accord de sixte ajoutée nennt Rameau den in der Kadenz häufig an die Stelle des Dreiklanges der vierten Stufe [siehe Notenbeispiel] a) tretenden Quintsextakkord des Septimenakkordes der zweiten Stufe (b), den wir auch nur als solchen anzusehen gewohnt sind. Rameau hingegen betrachtet diesen Akkord mit Quint und Sext nicht als Umkehrung eines Septimenakkordes, sondern erklärt die Sexte desselben für ein dem Dreiklang nur hinzugefügtes dissonierendes, nicht aber für ein Akkordintervall. Vergleiche Traité de l'harmonie, S. 66.
Betrachtet man die Sext des Akkordes b) nur als dem Dreiklange der IV hinzugefügt und den ganzen Akkord nicht als eine Umkehrung des II7, so hat man allerdings für die Kadenz die auch eigentlich geforderten drei Hauptakkorde, während im anderen Falle der Hauptakkord IV durch den Nebenakkord II oder II7 vertreten ist. Martini (Saggio fond. di Contrapp., S. 227) und Paolucci (Arte pratica III, S. 150) empfehlen ebenfalls die melodisch durchgehende Sext (c) statt der mit dem Bass harmonisch verbundenen (den Dreiklang IV in einen Sextakkord der II verwandelnden, Beispiel d) zur Vermeidung der Quintparallelen, welche in der Akkordfolge IV-V entstehen können (e). [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 19]