Zapfenstreich (1879)
Zapfenstreich heißt das mit dem Signalhorn oder der Trommel gegebene Abendsignal, nach welchem sich alle Soldaten um 9 Uhr in ihren Kasernen oder Quartieren und im Lager in ihren Zelten einfinden müssen. Bei Feierlichkeiten wird der Zapfenstreich nicht bloß von den Spielleuten der Wachen (Hornisten und Tambours), sondern von denen ganzer Regimenter, auch von einem Armeecorps, mit Zuziehung sämtlicher Musikchöre, ausgeführt, und heißt dann Grosser-Zapfenstreich [sic], der dann richtiger eine Monstre-Serenade mit anschließendem großen Zapfenstreich genannt werden müsste.
Nach historischen Überlieferungen soll der Zapfenstreich eine Einrichtung Wallensteins aus dem 30-jährigen Kriege sein. Um 9 Uhr Abends wurde im Lager dieses Feldherrn ein Signal gegeben, auf welches jeder Marketender den Zapfen des Fasses schließen, oder wie man es damals nannte, streichen musste. Es durfte dann weder Wein, Bier noch Branntwein ausgeschenkt werden. Auch soll häufig ein Strich mit Kreide über den Zapfen der Fässer gemacht worden sein, um den weiteren Verkauf von Getränken zu untersagen. Zuwiderhandelnde wurden mit hohen Geldstrafen belegt und verloren das Privilegium als Marketender. Es war dies das einzige Mittel, um die damals noch wenig disziplinierten Mannschaften zum Schlafengehen zu bewegen. So darf ja noch heute kein Soldat ohne Urlaubskarte nach dem Zapfenstreich Kaserne, Quartier oder Bivouak [sic] verlassen. [Mendel/Reissmann Musikalisches Lexikon 1879, 432]