Tonhöhe (1929)
Tonhöhe ist die durch die schnellere oder langsamere Folge der Schwingungen eines tönenden Körpers hervorgebrachte verschiedene Wirkung auf das Gehörorgan. Je kürzer die einzelne Schwingungsperiode ist, desto höher, heller, spitzer erscheint der Ton, je länger sie ist, desto tiefer, dunkler, breiter erscheint er.
Die Veränderungen der Tonhöhe, auf denen zuletzt das Wesen der Melodie beruht, erscheinen dem allgemeinen Empfinden ähnlich einem Auf und Nieder im Raum. Die Bedeutung der absoluten Tonhöhe für das Musikhören ist mit dieser Definition erschöpft; dagegen beruht auf dem Erkennen der relativen Höhe einander folgender oder zugleich angegebener Töne (Intervalle, Akkorde) der gesamte Aufbau unseres Tonsystems mit seinen unendlich vielgestaltigen Verschlingungen und Differenzierungen.
Die Unterschiedsempfindlichkeit für Tonhöhen ist der Tonlage nach verschieden. Innerhalb der mittleren Oktaven kann eine Tonhöhendifferenz, deren Betrag zwischen einer Viertel- und einer halben Schwingung liegt, noch eben bemerkt werden. Vgl. M. Meyer, Über die Unterschiedsempfindlichkeit für Tonhöhen (Beiträge zur A. u. M. II 1898); C. Stumpf und M. Meyer, Maßbestimmungen über die Reinheit konsonanter Intervalle (Beiträge II, 1898); K. Schäfer und A. Guttmann, Über die U.-E. für gleichzeitige Töne (Beiträge IV, 1909); St. Baley, Über den Zusammenklang einer größeren Zahl wenig verschiedener Töne (Beiträge VIII, 1915). Vgl. Absolutes Ohr, Tongedächtnis; siehe auch H. Riemann, Elemente der musikalischen Ästhetik (1900), S. 25ff; N. Stücken, Über die Unterschiedsempfindlichkeit für Tonhöhen in verschiedenen Tonregionen (Wien, Hölder). [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 1865f]