Sixtinische Kapelle (1929)

Sixtinische Kapelle ist der Name der päpstlichen Kapelle in Rom, der alten Schola cantorum, deren Gründung auf Papst Gregor I. (gestorben 604) zurückgehen soll. Den Namen Sixtinische Kapelle erhielt die Schule durch die vom Papst Sixtus IV. (1471-84) erbaute Cappella Sixtina.

Die Blütezeit der Schola cantorum fällt ins 15. Jahrhundert, nachdem 1377 der Papst nach dem 70-jährigen Exil in Avignon seine dortige Sängerkapelle mitgebracht hatte. Die alte Schola cantorum hatte während dieser Zeit zwar fortbestanden, doch waren ihre Traditionen, auch infolge der aufkommenden polyphonen Musik, fast vollständig verloren gegangen.

Mit der Sixtinische Kapelle hat es indessen noch eine besondere Bewandtnis. Julius II. fundierte die von Sixtus IV. am 1. Jan. 1480 aus zwölf Sängern neben der Sixtinische Kapelle gegründete Kapelle bei St. Peter neu, die nun den Namen "Cappella Julia" (C. Giulia) trug. Obwohl beide Kapellen, die Sixtina und Julia, bis zum heutigen Tage [um 1930] nebeneinander bestehen, war doch die Sixtinische Kapelle seit 1870 wenig mehr tätig; erst in neuester Zeit (März 1905) erhielt sie durch Pius X. eine Neuordnung. Wer also in Rom die Sixtinische Kapelle zu hören glaubte, vernahm den Stil und den Gesang der Cappella Julia. Vgl. F. X. Haberl, Bausteine III (Die römische Schola cantorum und die päpstlichen Kapellsänger bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts) S. 47, und E. Celani, I cantori della cappella pontificia (Rivista musicale 1907), auch A. de Angelis, Domenico Mustafà, la Cappella Sistina e la società musicale romana (Bologna 1926). [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, ]