Rosalie (1840)
Rosalie (Schusterfleck, Vetter Michel) nennt man die unmittelbare Transposition eines kurzen melodischen Satzes [einer melodischen Phrase] auf eine höhere oder tiefere Stufe, in mehrmaliger Wiederholung.
Die Weise der Alten, meist mit Septimengängen zu modulieren, musste die Rosalien erzeugen. Damals war das Ohr noch unverwöhnt genug, eben den Satz in einem anderen Tone anhören zu können, den er bereits im Grundton gehört hatte. Man hört's unseren Volksliedern an, dass Rosalien sogar für Schönheiten gehalten wurden. Und wirklich singt das Volk eben sie noch jetzt mit besonderer Vorliebe und Freude, wie zum Beispiel im "Vetter Michel", der mit einer beginnt und diese Kunstform daher auch seinen Namen als Stempel aufgedrückt hat.
Auch den Namen Schusterfleck hat sie erhalten, wegen der Geistesarmut, welche ihre häufige Anwendung verrät. Ihren ursprünglichen Namen aber erhielt sie von einem alten italienischen Liede: "Rosalia mia cara", welches den absonderlichen Vorzug genoss, dass es aus fast nichts als solchen aneinandergereihten Transpositionen bestand. Die alten Glockenspiele auf den Kirchtürmen lassen sich's noch jetzt hie und da sauer werden, um diese beliebten kleinen Tonweisen vor dem Untergang zu retten, zum Beispiel in Hamburg. Vergleiche Reverenz. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 384]