Klassisch (1929)
Klassisch in der Musik heißen die Werke der Klassiker, d. h. der Meister, in denen die bewegliche, diskursive Tonsprache der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ihre reinste Ausprägung erhält, in denen im allgemeinen Sinn die elementaren Ausdrucksmittel der neueren Musik: Melodik, Rhythmik, Harmonik in vollem Gleichgewicht stehen. Als solche Klassiker gelten vor allem Haydn, Mozart, Beethoven, die ungefähr in der Mitte der Bewegung von der Altklassik (den Meistern einer gebundenen Schreibart) zur Romantik stehen, in der jenes Gleichgewicht sich nach dieser oder jener Seite, vor allem nach der des Vorwaltens der Harmonik, verschiebt.
Neben dieser historischen Abgrenzung des Begriffs klassisch besteht noch der Wertungsbegriff in dem Sinne, dass man mit klassisch die reinste Ausprägung eines Stils bezeichnet, so dass man also auch von klassischer Gotik, Renaissance, klassischem Barock sprechen kann.
Unter "neuer Klassizität" versteht man die Wendung der sogenannten Neuen Musik zum Stil der Klassiker, zu einem harmonischen,aber rein formalen Tonspiel, ohne die Affektbetontheit der echten Klassik. [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 899]

