Improvisatori, Improvisatoren (1840)

Improvisatori, in Italien diejenigen Dichter, welche die Geschicklichkeit besitzen, über jeden ihnen aufgegebenen Gegenstand ein Gedicht, wenigstens eine Menge Verse aus dem Stegreif zu deklamieren oder unter Begleitung eines Saiteninstruments abzusingen. Doch herrscht auch dies Talent vorzüglich bei wilden, fantasiereichen Völkern. In Italien und in Spanien, besonders in Valencia, blühte diese Art der Dichtkunst seit dem zwölften Jahrhundert. Petrarca und Lorenz von Medici werden als die ersten italienischen Improvisatoren daselbst erwähnt. Seitdem wuchs die Zahl derselben außerordentlich; die meisten wurden berühmt.

In neuester Zeit erfüllte Sgrizzi alles mit seinem Ruhm durch die Leichtigkeit, mit der er einen Gegenstand auffasste und poetisch behandelte. In Frankreich, wo Versbau und Verstandeskultur einem freien Erguss hemmend entgegentreten, glänzte neuerdings Eugene de Pradel; in Deutschland, wo Roggenbrot und Bier das Blut und die Fantasie etwas schwerfällig und die Verse unverdaulich machen, sind nur wenig Versuche zu improvisieren gewagt worden, z. B. von Benny Wolf, nicht ohne Glück, und später von Langenschwarz. Am leichtesten (wenigstens stimmen die Kunstverständigen darin überein) soll sich's improvisieren lassen, wenn man die Aufgaben vorher gekannt und sich gehörig darauf vorbereitet hat. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 226]