Ideal (1807)

Ideal. Das Ideale ist dem Wirklichen entgegengesetzt, und man versteht darunter alles, was sich die Phantasie selbst schafft, alle Bilder, welche die Seele nicht durch die Sinne erhält.

"Wenn wir uns", sagt Eberhard (in seinem Handbuche der Aesthetik), "in den Spielen der Musen erholen wollen, so befinden wir uns am wohlsten unter den Idealen, die von dem Wirklichen am entferntesten sind und uns eben dadurch am wenigsten daran erinnern. Hier glauben wir uns am besten zu genießen, weil wir uns unter unseren eigenen Schöpfungen befinden, und ohne alle Eindrücke, die uns die Wirklichkeit aufdringt, in einer erdichteten Welt mit den Bildern unserer Phantasie spielen."

Noch reizender sind die eigentlichen Kunstideale oder diejenigen, welche die Kunst geflissentlich nach ihren bestimmten Zwecken der Einbildungskraft vorführt. "Diese Kunstideale müssen nun zwar von der einen Seite von der Wirklichkeit merklich abweichen, weil sie einem Kunstwerke untergeordnet sind; von einer anderen Seite aber nähern sie sich ihr wieder dadurch, dass sie Kunstwahrheit haben müssen und nicht ohne die vernünftige Verknüpfung sein können, wodurch sie der Natur ähnlich werden." Siehe Fantasie. [Koch Handwörterbuch Musik 1807, 190]