Film-Musik (1929)

Film-Musik [sic]. Am 11. Jan. 1895 wurde Thomas Edisons Erfindung des lebenden Bildes zuerst einer größeren Öffentlichkeit gezeigt. Noch im selben Jahre konstruierten die Brüder Lumière in Lyon den ersten Kinoapparat, der die theatermäßige Vorführung lebender Bilder ermöglichte. Der "Film" hat darauf die allgemein bekannte weltbeherrschende Entwicklung genommen, mit deren technischer Vollendung die künstlerische, d. h. die Gestaltung von Kunstwerken nach den Eigengesetzen des Films, allerdings nur selten Schritt hält.

Der Film verlangt gebieterisch den parallelen Ablauf musikalischer Bewegung. Lange Jahre hat man zur musikalischen Illustration des Films wahllos Musik aller Zeiten und jeden Charakters zusammengestoppelt, und, nach vereinzelten früheren Versuchen, z. B. um 1912 von dem Pianisten Jos. Weiß zu dem Film "Der Student von Prag", erst seit den 20er Jahren eine spezifische Filmmusik geschaffen, die bei aller Unterordnung unter das Visuelle dessen Eindruck durch genauere Illustrierung zu verstärken versucht - es seien hier besonders die Filmmusiken von E. Meisel, Berlin, genannt. Vgl. Hans Erdmann und Gius. Becce, Allgemeines Handbuch der Filmmusik (1927). Erwähnung verdient hier auch die Filmbearbeitung des Rosenkavalier (1925) durch Rich. Strauß selbst. Die Versuche einer Film- oder Lichtspieloper sind, als mechanisches Erzeugnis, bisher [um 1930] immer gescheitert. Bessere Ergebnisse verspricht jedoch das Tri-Ergon-Tonfilm-Verfahren. [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 506]