Farbenvorstellungen (1929)
Farbenvorstellungen als unmittelbare Reaktion auf Tonreize oder aber als Assoziation der Tonempfindungen sind ein Problem, das schon lange die Ästhetiker beschäftigt, doch ohne bisher zu feststehenden Resultaten zu führen. Unbestreitbar ist die Analogie des Hohen und des Hellen, des Tiefen und des Dunkeln, auf der in erster Linie die Möglichkeit aller Tonmalerei beruht. Mit diesen Assoziationen haben jedoch die unmittelbaren Reaktionen des Gesichtssinns in Farben auf Tonreize, bei denen also eine feste Verbindung von Einzelton und Farbe entsteht, nichts zu tun. Solche Reaktionen, die in der Psychologie bekannte audition colorée, sind außerordentlich selten (vgl. dazu R. Lach, Über einen interessanten Spezialfall von audition colorée, S. d. IMG. IV). Durchaus unhaltbar sind die vielfach versuchten Parallelen zwischen der Farbenskala des Prisma und den 7 Stufen der Skala innerhalb der Oktave. Vgl. übrigens L. Hoffmann, Versuch einer Geschichte der Farbenharmonie (1786), A. Cozanet, De la correlation des sons et des couleurs en art (1897), L. Favre, La musique des couleurs (1900), H. Schröder, Ton und Farbe (1906), Ch. Ruths, Experimentaluntersuchungen über Musikphantome (1. Bd. 1898), Annelies Argelander, Das Farbenhören und der synästhetische Faktor der Wahrnehmung (Jena 1927); auch F. Auerbach, Tonkunst und bildende Kunst vom Standpunkte des Naturforschers. Parallelen und Kontraste (1924); und V. Goldschmidt, Materialien zur Musiklehre (I. 1923); vor allem aber den Bericht über den von Georg Anschütz geleiteten 1. Kongress für Farbe-Tonforschung (Hamburg 1927) sowie Albert Wellek, Doppelempfinden und Programmusik (Wiener Dissert. 1928). [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 489]