Doppelchor (1929)
Doppelchor, ein in zwei Halbchöre geteilter Chor. In der Regel sind beide Halbchöre 4-stimmig, der Doppelchor also 8-stimmig. Doch ist darum der Tonsatz für Doppelchor nicht durchweg 8-stimmig, da die beiden Chöre vielfach abwechseln oder nur mit je zwei oder drei Stimmen zusammentreten. In der Regel wird ein Chor als "erster" behandelt, d. h. etwas höher geführt als der zweite, so dass der Sopran des zweiten Chors als zweiter Sopran erscheint usw. Mancherlei Klangeffekte stehen dem (gemischten) Doppelchor zu Gebote, z. B. die Kombinationen von je vier Stimmen:
- Sopran, Alt, Tenor, Bass;
- 2 Soprane und 2 Alte (4-stimmiger Knaben- oder Frauenchor);
- 2 Tenore und 2 Bässe (4-stimmiger Männerchor);
- 2 Soprane und 2 Tenore (helle Stimmen);
- 2 Alte und 2 Bässe (dunkle Stimmen);
- 2 Alte und 2 Tenore usw.
Auch der 5-stimmige und 6-stimmige Chor lassen solche verschiedene Gruppierungen zu. Werden zwei Chöre an verschiedenen Stellen einer Kirche oder eines Saales aufgestellt (Cori spezzati), so sind freilich Kombinationen dieser Art nicht wohl anwendbar.
Große Kontrapunktiker haben übrigens die Stimmenzahl in einzelnen Fällen noch weit höher getrieben (vgl. Venezianische Schule und Römische Schule, auch Benevoli). Eine förmliche Schule des doppelchörigen Tonsatzes ist das Opus musicum des Jacobus Handl, genannt Gallus (Neuausg. i. d. DTÖ.). [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 417f]