Clavecin électrique (1855)
Clavecin électrique. Erfinder dieses Tonwerkzeuges, welches mittels Tasten durch elektrische Materie intoniert wird, war der gelehrte Jesuit de la Borde zu Paris, im Jahr 1794. Es besteht aus Metallglöckchen von verschiedener Größe, die an einer Eisenstange hängen und nach der diatonisch chromatischen Tonskala gestimmt sind. An den beiden Enden wird diese Stange in horizontaler Lage mittelst Seitenfäden festgehalten, so dass Stange und Glöckchen frei schweben. Jeder Ton hat zwei im Einklang gestimmte Glöckchen, wovon das eine mit Eisendraht, das andere aber mittelst Seidenfaden an der Eisenstange gehalten wird. Zwischen diesen Glöckchen schwebt, ebenfalls an einem Seidenfaden, das Klöpfelchen von Eisen. An einer zweiten freihängenden Eisenstange sind kleine Heber angebracht, welche in Drähtchen eingreifen und an diesem Ende, ringförmig gebogen, in einer seidenen Schlinge hängen, oben aber, am anderen Ende, an denjenigen Glöckchen befestigt sind, die durch Seidenfäden an der ersten Eisenstange gehalten werden. Über diesen Hebern befindet sich, nicht freiliegend, eine dritte Eisenstange. Sobald nun die Tasten niedergedrückt werden, steigen die Heberchen in die Höhe, berühren die freiliegende Eisenstange und elektrisieren durch deren elektrischen Einfluss die Glöckchen nebst den Klöpfelchen, welche letztere nun an beiden Glöckchen anschlagen. Lässt man die Heberchen durch Aufheben der Tasten auf die elektrisierte Stange fallen, so stehen die Klöpfelchen augenblicklich still. Die Ansprache der Glöckchen ist so präzis, dass die geschwindesten Sachen darauf vorgetragen werden können. Leider endete de la Borde, welcher ein Freund und Kenner der Musik war und in seinem 60. Lebensjahr dieses Instrument erfand, in Folge der Revolution auf der Guillotine.
Eine weitere Verbreitung hat indessen meines Wissens de la Bordes im Wesentlichen interessante Erfindung nicht erhalten, woraus zu schließen ist, dass sie für die Musik von keiner besonderen Bedeutung war. Glöckchen mit Hämmerchen mittelst Tasten zu spielen, kann auch ohne Elektrik weit einfacher durch einen Mechanismus bewerkstelligt werden. [Welcker von Gontershausen Magazin 1855, 184f]