Chant (1929)

Chant (englisch, "Gesang", Chanting, "Singweise"), hat in England den Spezialsinn von Gesang der Psalmen und Cantica und zwar besonders der reformierten anglikanischen Kirche angenommen. Man unterscheidet den single chant, bei dem jeder neue Vers seine eigene Melodie hat, vom double chant, bei dem zwei Verse nacheinander auf dieselbe Melodie gesungen werden.

Das älteste Gesangbuch der anglikanischen Kirche ist John Merbeckes Book of Common Prayer noted (1539), in der Hauptsache eine Anpassung der gregorianischen Melodien des Graduale und des Breviers an die englischen Übersetzungen der Texte (vgl. Day, Dowland, Este, auch Wooldridge). Nur vorübergehend verstummten zur Zeit Cromwells die alten Weisen. Schon 1663 wurden sie durch Cliffords Collection wieder eingeführt und nach den alten Kirchentönen geordnet, doch mit Aufstellung einiger Mischbildungen, welche im Gegensatz zu den Common Tunes besondere Namen erhielten (Batten's Tune, Christchurch Tune, Canterbury Tune, Imperial Tune). Das Wesen dieser besonderen Töne beruhte in ihrer harmonischen Behandlung; die Harmonisierung bildet in den englischen Chants von Anfang an einen wesentlichen Faktor.

Im 18. Jahrhundert entfernte sich die praktische Ausführung der Gesänge immer mehr von den Vorbildern. Daher wurde seit 1830 eine Restaurierung der alten Singweisen durch Zurückgreifen auf Merbecke (Rimbault 1845) versucht, welche natürlich Gegenströmungen erzeugte und zu vielerlei einander stark widersprechenden Behandlungen führte. Vgl. Grove's Dictionary, Artikel Chant und Chanting. [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 298]