Ballade, Ballata, Ballad (1882)

Ballade (italienisch: Ballata, englisch: Ballad); von ballo = Tanz stammend, bezeichnete das Wort im 12. Jahrhundert schon ein Tanzlied. Da der Stoff dieser Tanzlieder häufig mehr epischen Inhalts war, so ging der Name allmählich auf jene epischen Gesänge über, in welchen die Volkssänger die kriegerischen Taten aus der Nationalgeschichte behandelten. Noch unter der Regierung der jungfräulichen Königin Elisabeth wurden alle Lieder ohne Unterschied in England Ballets oder Ballads genannt und in der Ausgabe der Bibel von 1573 heißt das hohe Lied Salomonis "The Ballet of Ballets of Salomon".

Erst als die lyrische Poesie sich schärfer von der epischen schied, bezeichnete man die Lieder epischen Inhalts mit Ballade, die zunächst in England bedeutende Pflege fand; von hier aus verbreitete sie sich im vorigen Jahrhundert [im 18. Jh.] auch über Deutschland und wurde nach dem Vorgange Bürgers auch von den größten Dichtern Schiller und Goethe als Kunstform weiter gebildet. J. R. Zumsteeg und vor allem Carl Löwe gestalteten sie dann als Musikform und Fr. Chopin behandelte sie selbst rein instrumental. [Reissmann Handlexikon 1882, 35]