Angloisen (1865)
Angloisen [sic], englische Tänze und Tanzmelodien, von lebhaftem Charakter und verschiedener, bald mehr bald weniger geschwinder Bewegung, in sowohl gerader als auch ungerader Taktart.
Die Melodie hat beständig geradzahlige rhythmische Teile, die voneinander durch stark markierte Einschnitte gesondert sind, ist kräftig, munter und voller eigentümlicher Einfälle, die jedoch ungesucht und ungekünstelt erscheinen müssen und den schönen Fluss der Melodie nicht beeinträchtigen dürfen. "Die Haupteigenschaft der Angloisen ist, mit einem Wort, der Eigensinn; doch von ungebundener Grossmuth und edler Gutherzigkeit begleitet", sagt Mattheson. Derselbe Schriftsteller teilt sie in drei Klassen,
- die Countrydances, welches so viel bedeutet wie Tänze, die unter dem Landvolke in den verschiedenen Provinzen gebräuchlich sind. Die früher gebräuchlichen sogenannten Hops-Angloisen sind eine Gattung der englischen Tänze, die aber mehr durch die Touren und Schritte als durch einen besonderen Charakter der Musik sich unterscheiden.
- Die Ballads, abgeleitet von ballet, in England aber eigentlich melismatische Oden oder Lieder, mit vielen Strophen, die zwar hauptsächlich zum Singen gesetzt, doch auch bisweilen zum Spielen und Tanzen gebraucht werden, gleich den französischen Vaudevilles.
- Die Hornpipes, schottischer Abkunft, im Tripeltakt stehend, "haben bissweilen so was ausserordentliches in ihren Melodien, dass man denken möchte, sie wären von den Capellmeistern am Norder- oder Süder-Pol verfertiget worden. Wer sie indessen zu untersuchen die Mühe nehmen, und was er daraus begriffen, zu rechter Zeit wohl anwenden will, wird auch davon seinen Nutzen ziehen können". Im Vollkommenen Kapellmeister von Mattheson steht S. 229 ein erster Teil, der hier als Beispiel folgen möge:
Man spielt sie in Schottland auf der Sackpfeife.