Stollen (1882)

Stollen hießen in der Alliterationspoesie die beiden Stäbe, die reimenden Buchstaben der ersten Vershälfte eines alliterierenden Verses. Der in der zweiten stehende dritte Stab, der dritte Reimbuchstabe, hieß Hauptstab.

Bei der durch die nachfolgende Entwicklung der Poesie herbeigeführten Erweiterung der Verse zu ganzen Strophen ging diese Gliederung und ihre Bezeichnung auf die so erweiterten Gedichte über. Diese wurden schon bei den Minnesingern so gegliedert, dass zwei gleichgebildeten Absätzen ein dritter, anders konstruierter folgt. Jene beiden heißen die beiden Stollen, dieser der Abgesang, eine Anordnung, die dann bei den Meistersängern zur handwerksmäßig geübten Norm wurde. [Reissmann Handlexikon 1882, 526]