Sackpfeife, Dudelsack (1802)

Sackpfeife oder Dudelsack, lat. Tibia utricularis, ita. Cornamusa, ist ein sehr altes Instrument, welches schon den Hebräern und Griechen scheint bekannt gewesen zu sein, und welches man in verschiedenen Ländern noch hier und da unter den Landleuten im Gebrauche findet. Es besteht aus einem ledernen Schlauche, der das Windbehältnis ausmacht, aus welchem verschiedene daran befestigte Blasinstrumente den Wind erhalten. Auf der obern Seite befindet sich eine Röhre, durch welche der Spieler den Wind in den Schlauch bläst, den er vor sich hält, um ihn zugleich mit dem Arme an sich zu drücken und dadurch den Druck der Luft zu vermehren. Auf der entgegengesetzten Seite ist ein der Schallmei ähnliches Instrument mit sechs Tonlöchern im Schlauche befestigt, welches den Wind aus dem Schlauche erhält, übrigens aber wie eine Schallmei oder Oboe traktiert wird. Nächst diesem sind noch etliche Schnurrwerke oder beständig in einem Tone fortklingende Pfeifen, die man Stimmer nannte, im Schlauche befestigt, die ebenfalls aus demselben den Wind erhalten.

Zu Zeiten des Prätorius, nämlich zu Anfange des 17. Jahrhunderts, waren vier besondere Gattungen dieses Instrumentes gebräuchlich, nämlich

  1. der Bock, oder die größte Gattung, hatte nur ein großes langes Horn als beständig fortklingende Pfeife oder als Stimmer, welches das große C angab;
  2. die Schäferpfeife hatte zwei Stimmer, die zusammen die Quinte b f' ausmachten;
  3. das Hummelchen hatte die beiden Stimmer f' c''; die kleinste Gattung aber hieß
  4. Dudey und hatte drei Stimmer, nämlich es' b' es''.

Zuweilen gab man diesen noch andere Einrichtungen, die aber hier zu beschreiben zu weitläufig sein würde. Siehe Praetor. Syntag. Mus. Tom. II. Cap. XIX. [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 1284f]