Querstand (1882)

Querstand heißt im musikalischen Satz das dem Ohr unangenehm auffallende Auftreten eines chromatisch veränderten Tons in einer anderen Stimme als der, welche ihn mittels eines chromatischen Sekundschritts hätte bringen können.

Die unangenehme Wirkung des Querstands ist nichts andres als ein nicht genügendes Auffassen der harmonischen Beziehungen, wie man sich leicht überzeugen kann, da bei wiederholter Angabe der querständigen Folge das Unangenehme derselben fast völlig verschwindet. Eine Querstandswirkung wird immer dann stattfinden, wenn nicht anderweite modulierende Stimmschritte die Auffassung unmöglich machen, dass eine unreine Intonation vorliegt.

Mozart und Schubert lieben in ihren Klaviersachen das Spielen mit Querstandswirkungen; der Vortragende braucht aber nur jedesmal den querständigen Ton ein wenig herauszuheben, um alles Unangenehme zu beseitigen.

Am gefährlichsten ist der Querstand beim Übergang aus einem Durakkord in den gleichnamigen Mollakkord (a), während er beim Terz- (b) und Kleinterzschritt (c) der Harmonie unbedenklich ist:

Querstand (Riemann 1882)

Querstand (Riemann 1882)

[Riemann Musik-Lexikon 1882, 733f]