Novellette (1882)
Novellette. Robert Schumann hat wohl zuerst diese Bezeichnung auf Klavierstücke von tieferem Gemütsinhalt angewendet in seinem Op. 21. Bekanntlich stammt der Name "Novelle" aus dem Italienischen und bezeichnet ursprünglich nur eine gut und geistreich erzählte Neuigkeit von allgemeinem Interesse. Soll diese künstlerische Bedeutung haben, so muss sie zugleich irgendeine höhere Idee, eine Wahrheit des Lebens versinnlichen. In diesem Sinne fassten sie Bocaccio und seine Nachfolger und wandte sie Schumann auf die betreffenden Klavierstücke an. In seinen "Papillonss", im "Carneval", den "Davidsbündlern", der "Kreisleriana" usw. sind es neben Träumen seiner Phantasie schon einzelne Züge des Romans seines Herzens, die er uns lebendig vorführt. In den Sonaten machte er dann auch den Versuch, den neuen Inhalt der altern Form aufzunötigen, was ihm nur zum Teil gelingen konnte, und so erscheint es ganz naturgemäß, dass er eine der Sonate verwandte, aber in ihrer Zusammensetzung viel freiere Form wählte und diese dann mit Novelle oder Novellette bezeichnete. [Reissmann Handlexikon 1882, 327]