Melopöie (1802)
Melopöie. So nannten die Griechen die Wissenschaft der melodischen Zusammensetzung der Töne oder die Kunst, eine Melodie zu verfertigen. Sie teilten sie in Ansehung des Stils oder der Schreibart in drei verschiedene Arten, nämlich in die dithyrambische oder bacchische und in die nomische und tragische.
Die dithyrambische Schreibart war dem Bacchus gewidmet und wurde Mesoides genannt. Man bediente sich bei derselben der mittleren Töne in dem sogenannten allgemeinen Tonsysteme. Der nomische [Stil] hielt sich in den höheren Tönen des Tonsystems auf, war dem Apollo gewidmet und wurde Netoides genannt. Die tragische [Schreibart] verweilte sich in den tieferen Tönen des Systemes und hieß deswegen Hypatoides.
Diese drei Arten des Stils hatten wieder besondere Abteilungen; denn man hatte die erotische oder verliebte Schreibart, die komische und die enkomiastische, die zu Lobgesängen gebraucht wurde.
Nächst diesem wurde die Melopöie in Rücksicht auf den Ausdruck der Leidenschaften abgeteilt in die systaltische, welcher der Ausdruck der Freude und de edlen und erhabenen Gesinnungen eigen war, und in die hesychastische, die sich mit dem Ausdruck der Zufriedenheit und der Beruhigung beschäftigte. Siehe Forkels allg. Geschichte der Musik, Teil I. [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 946f]