Guidonische Hand (1865)
Guidonische Hand, mano harmonica, Hand, manus; eine dem Guido von Arezzo beigelegte, mit mehr Wahrscheinlichkeit aber seinen Schülern zuzuschreibende Einrichtung, welche den Zweck hatte, den Singschülern mit Hilfe sinnlicher Anschauung das Erlernen und Behalten der den Tönen des damaligen Tonsystems in der Solmisation beigelegten und in der Mutation mehrfach wechselnden Benennungen zu erleichtern.
Die Töne wurden der Reihenfolge nach mit allen in den verschiedenen Hexachorden, worin sie auftreten konnten, ihnen zukommenden Silbennamen an den Fingerspitzen und Gelenken der linken Hand, und zwar von der Spitze des Daumens ausgehend, verzeichnet. Näheres siehe unter Solmisation; die daselbst aufgestellte Tabelle genügt, um die Tonbenennungen in der Mutation und das ganze System derselben kennenzulernen; auch sind daselbst Orte angegeben, an denen man Abbildungen der Hand finden kann.
Man nennt übrigens auch, ohne an die wirkliche Hand zu denken, das damalige System der Hexachorde selbst samt der Mutation die Guidonische Hand, Manus. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 394]